Aus der Sicht eines Tierarztes

Schon länger verfolge ich den Blog des Ulmer Tierarztes Ralph Rückert und freue mich regelmäßig über seine neuesten Beiträge.  Aus seiner Sicht als Tierarzt erörtert er verschiedene Themen rund um die Tiermedizin sowie die Tierhaltung. Auch Hundethemen kommen dabei nicht zu kurz. In seiner sehr sympathischen Art und Weise weiß er seine Leser unterhaltsam zu informieren und auch zum Nachdenken anzuregen.

Auf dieser Seite möchte ich auf ausgewählte Blog-Einträge von Herrn Rückert verweisen. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.

Die Schilddrüsenunterfunktion

Eine der Zuchtvoraussetzungen in der HZD sind in der Norm befindliche Schilddrüsenwerte bei allen Zuchttieren. Vor jedem Zuchteinsatz müssen (maximal zwölf Monate alte) Blutwerte der jeweiligen Hunde vorliegen, die dieses Kriterium erfüllen. Aber warum sind die Schilddrüse für einen Rassezuchtverein wichtig?

Durch ihre Hormonproduktion hat die Schilddrüse direkten Einfluss auf die Stoffwechselprozesse im Körper. Während beim Menschen sowohl Über- als auch Unterfunktionen der Schilddrüse bekannt sind, kommt bei Hunden fast ausschließlich die Unterfunktion (Hypothyreose) vor. Durch die sehr komplexen Wechselwirkungen der Schilddrüsenhorme mit verschiedensten Körperfunktionen können schlechte Schilddrüsenwerte ein breit gestreutes Bild von Symptomen hervorrufen. Die Palette reicht von beeinträchtigen Organfunkionen, Unfruchtbarkeit, schlechtem Fell und Neigung zur Fettleibigkeit über Trägheit und Lernschwäche bis hin zu Verhaltensauffälligkeiten wie ungamessenen Aggressionen, um nur ein paar der möglichen Symptome zu nennen.

Als Maß für die Funktionalität der Schilddrüse können die Hormonwerte, die im Blut bestimmt werden, mit Referenzwerten verglichen werden. Doch eine klare Aussage, ob eine Schilddrüse erkrankt ist oder nicht, kann daran allein noch nicht festgemacht werden, denn der Übergang zwischen symptomatisch erkrankten und nicht erkrankten Hunde ist bei weitem nicht so einfach zu definieren, wie die Grenzwerte der Normwerte für die im Labor bestimmten Blutwerte. Im Blog-Eintrag „Das Phantom: Die subklinische Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) beim Hund“ vom 14. April 2015 widmet sich Ralph Rückert der Schilddrüsenunterfunktion in eben diesem Übergangsbereich.

Mit welchen Symptomen welcher Hund auf bestimmte Werte reagiert ist sehr unterschiedlich, doch kristallisieren sich hin und wieder familiäre Häufungen einzelner Symptome bei von Hypothyrose betroffenen Hovawarten wieder. Auch für die Unterfunktion der Schilddrüse an sich können erbliche Zusammenhänge nachgewiesen werden. Und auch wenn es sich hierbei nicht um einen einfachen, autosomal-rezessiven Ergbang, an dem nur ein Gen beteiligt ist, handelt, so ist es vor diesem Hintergrund sinnvoll, durch zuchtstrategische Maßnahme darum bemüht zu sein, die Zahl der Hypothyreosen beim Hovawart gering zu halten. Der Vergleich der Blutwerte mit dem Norbereich mag hierfür zwar aufgrund der Komplexität des Themas kein perfekter Weg sein, doch ist er objektiv, praktisch umsetzbar und sicher ein Schritt in die richtige Richtung.

Das Phantom: Die subklinische Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) beim Hund
vom 14. April 2015

Beschäftigung für den Hund

Viele Hundebesitzer beschäftigen sich eingehend mit dem Thema: wie laste ich meinen Hund sinnvoll aus, so dass er zufrieden und erfüllt ist. Gerade beim Hovawart, einem Gebrauchshund, ist oft die Rede davon, dass er während seines Lebens sinnvoll Beschäftigt werden muss, damit sein Besitzer seinen Ansprüchen gerecht werden kann. Nicht selten beginnt ein straffes Trainingsprogramm daher schon von Welpenbeinen an. Dabei vergisst aber so mancher, wieviel Schlaf und Ruhe ein Welpe und auch ein erwachsener Hund später einmal benötigt. Und auch, dass Erziehung nicht nur das Erlernen von Kommandos beinhaltet, sondern beispielsweise auch das Erlenen von Warten, Nichts-Tun und Frust ertragen.

In bester Absicht und doch zu viel?
vom 11. Februar 2015

Kastration

Kurz bevor Donald bei uns einzog begannen wir auch uns über das Thema Kastration bei Hunden Gedanken zu  machen. Für uns stand früh fest: Sexualität gehört zum Hund dazu. Wenn es zu lästig ist, einen Rüden von interessanten Hündinnen fernzuhalten oder wenn es zu lästig ist, einer Hündin während der Tage der Läufigkeit im Haus hinterher zu putzen, dann ist ein Hund vielleicht nicht das richtige Haustier. Einen Hund aus Bequemlichkeit zu kastrieren passt nicht in meine Welt. Kastrationen sind Amputationen und müssen in meinen Augen, wie auch nach dem deutschen Tierschutzgesetz, triftig begründet werden, beispielsweise durch medizinische Gründe. Sieht man sich jedoch in seiner Nachbarschaft um, scheint es für viele Hundehalter das selbsverständlichste an der Hundehaltung zu sein, dass das eigene Tier kastriert wird. Nur selten wird darüber nachgedacht, dass eine Kastration sehr viel mehr an einem Hund ändert, als dass sie ihn nur unfruchtbar macht. Inzwischen habe ich kein anderes Buch so oft in meinem Bekanntenkreis verliehen, wie das Buch Kastration und Verhalten beim Hund von Udo Gansloßer und Sophie Strodtbeck. Ich hoffe damit den einen oder anderen dazu zu ermuntern, sich erstmal zu diesem Thema zu informieren, bevor eine Entscheidung mit der Begründung „das macht man so“ getroffen wird.

Die Kastration beim Hund – Ein Paradigmenwechsel
vom 16. Oktober 2014